Der Untergang der Moderne

Morrissey war meine Entdeckung der Jahreswende 2020/21. Der Sänger der Smiths hat in den Achtzigern mit bösen Gesängen für Aufsehen gesorgt. Damals nannte man das Punk und Independent, heute steht er angeblich rechts. Man muss jetzt aufpassen, was man sagt, denn die meisten wissen noch nicht, dass es kein rechts oder links mehr gibt, genauso wenig wie vorwärts oder zurück (nur alt und jung). Bei verdächtigen Argumenten abseits der Pfade erntet man Fassungslosigkeit. Wie man so was denken kann! Man soll es doch lieber nicht sagen. Schweigen. Ist denn jetzt jeder, der in diesen Zwanziger Jahren gegen Mainstream-Gewissheiten angeht, böse?

Ralf meinte, wir sollten Morrisseys „Every day is like sunday“ spielen. Bei unseren wöchentlichen Duo-Abenden – er an der Gitarre, ich mit Bass und Gesang – haben wir uns schon an einigen unsanften Klassikern des vergangenen Jahrhunderts versucht. Die Melodie könnte von Helene Fischers Volksmusikanten stammen, aber der Text ist böse und depressiv: Ein Teenager der Achtziger Jahre wandert durch seinen britischen Küstenort und wünscht sich, dass sein langweiliges Leben und gleich die ganze Welt von einer Atombombe ausgelöscht werden soll.

Jüngst sah ich Morrissey online in Vina del Mar, Chile. Ein mittelaltes Theaterpublikum sang entzückt mit: „Come, Armageddon, come…“. Ein aufgeschwemmter, krank aussehender Morrissey schüttelte mit abwesendem Blick ausgestreckte faltige Hände. Howie oder Dieter sind da vielleicht authentischer. Aber es bestehen unausrottbare Irrtümer über Rockmusik. Viele ihrer Helden gehören nach heutigen Maßstäben nachträglich eingesperrt, für Missbrauch von Minderjährigen und Drogen, für Gewalttaten und falsche Worte. Sie waren so frei.

Mir tut es Leid, dass ich über den Mailverteiler meiner Fußballmannschaft eine Diskussion angezettelt habe. Auf die Absage des Jahresturniers 2020 äußerte ich mein Bedauern, dass ich nicht einfach alle zu mir einladen dürfte und provozierte mit der Feststellung, dass ich immer noch Menschen treffen würde. Ich fand, in einer solchen Ausnahmesituation müsste Zweifeln und Bekennen erlaubt sein.

Sofort bekam ich geharnischte Reaktionen einiger Meinungsführer. Alles wäre alternativlos. Mein Argument, dass die Politik der Wohlstandskontinente verheerende Auswirkungen auf die armen Länder hätte, wurde überlesen. Nicht aber, dass ich die Massivität des Lockdowns in Frage stellte, weil die Übersterblichkeit nicht so katastrophal wäre, wie sie dargestellt und wahrgenommen würde.

Irren ist Menschenrecht. In letzter Zeit irre ich mich häufiger, was etwa das Auftauchen von e-Bikes aus dem toten Winkel oder die Gefahren des Aufenthalts auf einer Leiter angeht. Weil der Mensch begrenzt ist, glaubt er an vieles, was er nicht weiß. Atheisten wie ich können die gläubigsten Menschen sein. Jeder sucht halt irgendwo einen Halt.

Was mich störte, war das von Anfang an gleichgeschaltete und nicht nachlassende mediale Bombardement mit der Angst vor Corona. Gleich zu Beginn hatte ich eine Vision: So muss es im Januar 1933 gewesen sein, als es urplötzlich keine Alternative mehr gab. Ich meine dabei wirklich nur dieses Gefühl, dass man nichts dagegen sagen kann. Und nicht die Konsequenzen, die das Dagegen-Sagen damals hatte. Keiner hat heute schlimme Nachteile, wenn er sich kontrovers zum Lockdown äußert! Außer dass er das Alleinsein ertragen muss. Vermutlich darf man es sogar wirklich nicht. Es ist schwer begreiflich.

Heute morgen las ich ein Interview des Deutschlandfunks mit Swetlana Alexijewitsch. Sie hat die Erinnerung an den Schock der Entsowjetisierung in hunderten kakophonen Gesprächen bewahrt und literarisch gestaltet. Dafür bekam sie den Nobelpreis. Es ist eine Dokumentation der osteuropäischen Verzweiflung über die Moderne. Nun nimmt sie sich des Aufstands in ihrer Heimat Belarus gegen den Diktator an und wird damit zum Spielball der Großmächte.

Seit einem Dreiviertel-Jahrhundert freut sich Europa an Frieden, Freiheit und Wohlstand. Erst sechs, heute 27 Staaten. Der Westen hat die längste Zeit Demokratie erlebt, allen voran USA und Großbritannien. Nein, nicht Frankreich, und auch nicht Italien. Osteuropa kann sogar erst seit 30 Jahren frei wählen. Ich selber kann mich an nichts anderes als an grenzenlose Meinungsfreiheit erinnern (seit ich Nein sagte zum Befehl meines Vaters, mir die langen Haare abzuschneiden).  

Mich bewegt im Politischen das Weichenstellerproblem: Wenn ein unaufhaltsamer Zug droht, fünf Gleisarbeiter zu überfahren, soll ein Weichensteller ihn dann besser auf ein Gleis leiten, wo nur einer steht? Soll man die Weltwirtschaft lahmlegen und das Geldsystem gefährlich aufblasen, und danach sterben noch viel mehr? Arbeitslosigkeit, Hunger, Krankheiten, Krieg und Vertreibung könnten die Welt erneut und final in Brand setzen. Der Exodus aus dem Süden und Osten hat doch schon lange begonnen!

Morissey hat sich gegen Zuwanderung ausgesprochen, ich weiß jetzt nicht, ob aus Rassismus oder aus Sorge um den Frieden in seinem Land. Auch ich mache mir Sorgen um den Frieden in meinem Land. Das Anwachsen des Rassismus ist mir ein Graus. Dass Türken, Araber, Afrikaner, Asiaten und sogar wieder Juden in Deutschland um ihr Leben fürchten müssen, ist schrecklich. Aber ich glaube, dass Europa an einem Punkt ist, an dem diese Entwicklung nur noch zu stoppen ist, wenn die Zuwanderung – fürs Erste - verringert wird. Denn es entsteht Feindschaft zwischen den Eingeborenen und den Zuwanderern. Das ist auch ein Weichenstellerproblem.

SPIEGEL: Sie sind also dagegen, Flüchtlinge aufzunehmen?

MORRISSEY: Okay, reden wir über den Multikulturalismus. Ich will, dass Deutschland deutsch ist. Ich will, dass Frankreich französisch ist. Wenn man versucht, alles multikulturell zu machen, hat man am Ende gar keine Kultur mehr. Alle europäischen Länder haben viele, viele Jahre für ihre Identität gekämpft. Und jetzt werfen sie sie einfach weg. Ich finde das traurig.

Da war Morrissey einfach unvorsichtig. Wer sich professionellen Interviewern aussetzt, kann nur verlieren. Sie suchen nach Tiefschläger-Headlines. Sie setzen einfältige Künstler einem öffentlichen Diskurs aus, den sie nicht gewinnen können, einfach, weil eine Mehrheit nur darauf wartet, sich über abweichendes Denken zu ärgern.

Ich bin mittlerweile gar nicht mehr der Meinung, dass Corona hingenommen werden sollte. Ein Teil meiner Gegenwehr speiste sich aus dem Wunsch zu widersprechen, „Ja, aber, wartet doch mal“ zu sagen, bevor etwas endgültig beschlossen wird. Das ist mein gutes Recht. Dumm wäre es, auf einer Meinung zu beharren, wenn man selber schon spürt, dass man falsch liegt. Immerhin hat es einen kollektiven Einschluss der Bevölkerung noch nie gegeben, und mir soll keiner sagen, er hätte gewusst, wo das endet.

1989, nach dem Ende des Kalten Kriegs, galt Amerikas kapitalistische Demokratie als alleiniger Gewinner der Geschichte. Aber schon 30 Jahre danach fragt sich die Welt, ob totalitäre Mächte nicht am Ende doch die Oberhand erringen. Irgendwie habe ich das immer schon geahnt. Wirtschaftlicher Abstieg bildet einen Auslöser, narzisstische Führer zu wählen. Dass Wirtschaft und Bürokratie der chinesischen Diktatur momentan besser funktionieren als die des Westens, macht mir Angst.

Natürlich kann man zurecht behaupten, die Reichen machen sich Ihre Wahlergebnisse, wie sie sie brauchen. In den meisten Demokratien werden Abstimmungen durch massive Werbekampagnen interessierter Geldgeber beeinflusst, in den USA sowieso, und zuletzt ganz deutlich beim Brexit. In Deutschland sind die Medienhäuser in privaten Händen und folgen deswegen dem Werberenditen spendenden Mainstream, die Öffentlich-Rechtlichen sind in den Händen der 68er. Daher gibt es einen engen Normenkatalog, ein Gedankengewächshaus. Allerdings zeigen taz und Junge Freiheit, dass da draußen auch nicht viel mehr los ist.

Moderne Mainstream-Gewissheiten, von denen ich oben sprach, sind neben Coronamaßnahmen und Antirassismus der Klimawandel und Geschlechtsidentitäten. Mit Gewissheiten in ideologischer Form bin ich nicht sonderlich vertraut. Vieles geht mir einfach zu weit. Das Gendersternchen finde ich zum Beispiel lächerlich. Jüngst las ich einen Aufsatz über die Ursprünge des Begriffs Gastarbeiter und die Situation von weiblichen Migranten. Da aber immerzu von Gastarbeiter*innen und Migrant*innen geschrieben wurde, habe ich den Text kaum verstanden. Das bleibt hoffentlich nur akademische Blödelei. Auch dass wir unsere Energieversorgung umstellen und andere Industrieländer dafür billigere Kohle erhalten bzw. unsere Atomstrom-Notversorgung übernehmen, werden wir hoffentlich überstehen.

Aber dass sich dadurch eine Antimoderne formiert hat, die u.a. bei AfD und Pegida, den „Querdenkern“, in Osteuropa oder beim Sturm auf das Kapitol sichtbar wird, halte ich für gefährlicher. Der moderne Mainstream wird häufig von antimodernen Männern angegriffen, und zwar körperlich. Die Wut und der Hass der frustrierten Möchtegern-Patriarchen wird uns noch zu schaffen machen.

Ich habe eine These: Es sind besonders die vereinsamten digital Fixierten, die sich virtuell zusammenschließen. Wer nur einmal versucht hat, seinen PC auf Linux umzustellen und auf Ratgeberseiten unterwegs war, weiß, wovon ich rede: Informatikfreaks leben in ihrer eigenen Welt, und sie werden immer mehr. Es geht ein Rauschen durch das Internet. Immer mehr strunzdumme, notgeil vereinsamte Männer fühlen sich von der Komplexität und den politischen Moralanforderungen der modernen Welt persönlich gereizt. Dann entsteht diese gemeinsamen Front: Die der ursprünglich analog Ungebildeten und die, die im Netz nach ultraschrägen Gedanken suchen. Es gibt in der Moderne zwei Orte der Anonymität, an denen der Mensch gern zeigt, was für ein Schwein er ist: Hinter dem Steuer und an der Tastatur.

Das Verrückte ist: Alle fürchten sich vor dem Klimawandel, aber kaum jemand vor Bevölkerungsexplosion oder Überalterung. Auch diese Faktoren könnten schon in 30 bis 50 Jahren verheerende Folgen haben. Kriege und Flüchtlingsströme sind natürlich viel schlimmer, als dass Millionen Menschen im Alter ohne Einkommen oder Pflege sein werden. Aber am Ende stecken wir immer noch in unserem eigenen Körper, und nicht in dem der anderen zehn Milliarden. Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien.

Kein Mensch wusste, wo uns Corona hinführt. Ob wir am Ende des Jahres alle immungeimpft wären, und alles wieder würde, wie es war. Dass wir wieder reisen, shoppen, feiern, als wenn‘s kein Morgen gäbe. Ja, das würde so kommen, glaubte ich. Am Ende geht es der Mehrzahl der Menschheit immer noch darum, mehr zu verdienen, größer zu wohnen und weiter zu reisen. Nämlich genau die, die immer noch nicht genug davon haben. Es sind einfach zu viele. Die Hälfte der Chinesen und Inder, fast ganz Lateinamerika und Afrika, dazu Russland, Indonesien und der große Rest zwischen Pakistan und der Türkei will endlich auch ein besseres Leben, und wenn es nur eine Waschmaschine ist.

Vor 30 Jahren habe ich mir Oswald Spenglers Untergang des Abendlandes gekauft. Aber ich konnte mich auf das elende Gefasel des berühmten Autors nie einlassen. Jetzt habe ich es erneut versucht und bin sogar bereits 500 von 1000 Seiten weit gekommen. Es scheint seine Grundthese zu sein, dass die abendländisch christliche Kultur sich dem Ende zuneigt. Vorerst belegt er dies mit mathematischen Entdeckungen, der Architektur und der Kunstgeschichte, die sich seiner Meinung nach seit dem 19. Jahrhundert im Niedergang befinden. Das Menetekel des Aussterbens der Maikäfer hat er nicht verstanden.

Dass Kulturen auf- und untergehen, ist ja nicht umstritten. Dass er aber bereits 1917 die abendländische Aufteilung der Weltgeschichte in Antike, Mittelalter und Neuzeit für unsinnig erklärt, überrascht doch. Denn er sieht bereits damals, dass der überwiegende Teil des Lebens auf der Erde sich in gänzlich anderen Kulturen abspielte. Ob er den imperialen Drang der USA voraussagt oder gar den Wiederaufstieg Chinas im 21. Jahrhundert, so weit bin ich noch nicht. Aber so ist es ja.

Eine Kernfrage für mich ist: Wie attraktiv ist die Freiheit? Gab es sie überhaupt jemals? Kann Redefreiheit überleben, wenn sich über alles Denkschablonen legen? Erzeugt Politik Streit in der Familie? Muss man sich isolieren? Muss man auf alles verzichten? Muss man freiwillig die Führungsposition in der Welt abgeben, wenn andere danach drängen?

Werden die totalitären Welteneroberer des asiatischen KP-Kapitalismus sich um Klimawandel und Bevölkerungsexplosion kümmern, oder wird China Asien und Europa unter seinen Einfluss zwingen, wird Russland sich die verlorenen Glacislandschaften Osteuropas unterwerfen? Was passiert mit Europa? Es sind die Lehren des Appeasements, über die diskutiert werden muss. Sind wir bereit, über unseren Untergang zu reden? Sehen wir, dass das Licht am Ende des Tunnels ein Zug ist?

Ich habe mich einmal mit jemandem zerstritten, als ich behauptete, Tibets Unabhängigkeit zu fördern, könnte China destablilisieren und globale Katastrophen auslösen. Jetzt erkenne ich im Genozid an den Uiguren, der „Neuen Seidenstraße“ und in der Eroberung des südchinesischen Meers das Muster. Es ist vielleicht doch nicht zu spät, die gefährlichste Diktatur der Welt in die Schranken zu weisen. Aber werden wir vorher vielleicht selber von totalitärer Herrschaft überrollt? Werden die digitalen Entwicklungen uns Einfältigen um die Ohren fliegen? Wahlbeeinflussung, Maulkorberlasse, Notstandsermächtigungen – es ist ja bereits alles da!

Der Geschichtsphilosoph Yuval Harari sieht das Zeitalter der Algorithmen gekommen, ja, er behauptet, Lebewesen funktionierten nach Algorithmen. Wir erfinden überall einen Sinn, den es gar nicht gibt. Aber ich bin auch fest davon überzeugt, dass einzig die biologische Evolution der Arten wirksam ist. Das bedeutet, dass die Verhältnisse die Moral diktieren.

In diesem Lichte betrachtet, ist beispielsweise der Feminismus eine Reaktion auf die Möglichkeiten moderner Industriegesellschaften, Frauen neben ihrer privilegierten Gebär- und Säugerolle und damit der Primärposition in der Liebe ihrer Kinder eine den Männern gleichende Position in der Außenwelt anzubieten. Wobei sie darin aber immer noch belastet bleiben durch ihre Primärrolle, die früher ausgeglichen wurde durch die Daseinsvorsorge der Männer. Die ist nun der modernen Frau hinzugekommen, sie leistet doppelt und sieht dies als ihr verbindliches Rollenmodell.

Als ich in den Sechzigern aufwuchs, war das Rollenmodell noch anders. Frauen, deren Kleidung unten offen ist und die wegen ihres Schuhwerks nicht davonlaufen können, signalisieren ein einfältiges Weibchenmuster, das mich prägte. Alles an diesem Muster zeigte mir: Ich möchte mich mit einem Mann paaren. Einem besonderen Mann, dem besten, dem Schönsten und Stärksten, den ich bekommen kann. Ähem, vielleicht nicht mit dir...

Die Geburtenkontrolle verstärkte diese sexuellen Muster, statt sie zu verändern. Gleichzeitig änderten sich aber die Geschlechterrollen. Heute ist es in westlichen Ländern normal, gleichgeschlechtliche Sexualität zu haben und sogar ein anderes Geschlecht anzunehmen. Was natürlich für den übergroßen Rest der Welt einen Tabubruch bedeutet. Und die immer noch armen Welten haben überhaupt keine Aussicht auf eine modernere Gesellschaftsform, denn nun kommt der Klimawandel.

Mit Verlaub: Metoo und Blacklivesmatter und Fridaysforfuture sind, was sie sind: Jugend-Propagandaschlachten. Die Urheber benutzen den Dreiklang von Straße, Internet und Medien zum Druck auf die Politik. Es interessiert kein Schwein, außer den Urhebern und den Politikern. Der Rest bleibt Politikkonsumismus. „Ach Gott, der Harvey Weinstein! Und der fiese Derek Chauvin! Dagegen die edle Greta Thunberg!“ So einfach transportieren ein paar gewiefte Aktivisten ihre Agenda.

Als die Fußballverbände ihre „Respect!“-Kampagne begannen, hatte ich großes Verständnis für ihr Anliegen. Schließlich wird nirgendwo anders deutlicher, wie durchsetzt die Teams von Zuwanderern sind. Als wir 1980 im Volksparkstadion „Schwarze Sau“ riefen, meinten wir den Schiedsrichter. Auf den Gedanken, Afrikaner zu beleidigen, wären wir niemals gekommen. Aber es bietet sich für die ganz Dummen heute geradezu an. Und das ist das Gegenargument. Die paar Prozent Ultrarechte kommen gerade deswegen. Ob die Spieler auf die Knie fallen oder ihren Arsch entblößen. Es ändert nichts. Emanzipation, Gleichheit und Ökologie sind nicht so billig zu haben, denn der Roll back ist bereits am Laufen.

Auch der Umbau der Industrie wird so schnell nicht gelingen. Merkwürdigerweise begehen alle Länder des Planeten immerzu zeitgleich Fehler. Elektrische Autos sind barer Unsinn. Sie werden neue Rohstoff-Streitigkeiten auslösen und den Stromverbrauch in absurde Höhen treiben. Hausisolierung verteuert zusammen mit Brandschutz und Verdichtung das Wohnen bis zur Verelendung. Weniger Müll geht nur mit weniger Konsum. Das Verschwinden der Arbeit ist die aller-, allergrößte Gefahr.

Die Moderne ist volatil. Vieles, von dem man meint, es wäre Fortschritt, könnte bald verschwinden. Niemand weiß, wohin Schuldenspirale oder Klimapolitik uns führen. Menschenrechte, Landkriegsordnung, Emanzipation könnten totaler Gleichschaltung, asymmetrischen Stellvertreterkonflikten und Apartheid weichen. Freiheitliche Demokratie gibt es nur im Wohlstand, in der Not gehört der Staat der Mafia. Ich fürchte, meine Lebensspanne war die beste Zeit, die der Planet je erfahren hat.

Seit dem 24. Februar 2022 hat sich die Welt verändert. Möglicherweise ist es der schleichende Eintritt in den Dritten Weltkrieg. Europas epochales Beispiel, die Grenzen von 27 Staaten aufzuheben, hat kaum jemand verstanden. Dass Deutschland mit seinen neun Nachbarn keinerlei Interesse mehr daran hat, territoriale Ansprüche zu stellen, beweist das Grandiose und Einmalige an der europäischen Idee.

Russland hat zwei Begründungen, die Ukraine anzugreifen: Sie benutzen die im Zaren- und im Sowjetreich in ihre Vasallenländer umgesiedelten Landsleute als Hebel, sich einen Cordon Sanitaire gegen das attraktivere europäische Modell zu verschaffen. So wie Hitler 1938 Österreich und die Sudetendeutschen heim ins Reich holte und bereits die Eroberung ganz Osteuropas plante, geht der Diktator Putin in die umgekehrte Richtung und schweißt seine gescheiterte Nation im Krieg gegen den Westen zusammen. Man täusche sich nicht, seine Macht ist dadurch auf dem Höhepunkt. Moldawien, Georgien und die baltischen Staaten werden die nächsten Ziele, wenn die Ukraine unterliegt.

Die drei Imperien USA, China und Russland haben die Entscheidungsschlacht begonnen. Amerika hat nach 1945 alle seine entscheidenden Kriege verloren: Korea, Vietnam, Irak, Afghanistan. Auch wenn Biden sagt, er würde Taiwan bei einem Angriff verteidigen, wird ihm dies nicht einfallen, wenn es so weit ist, und spätestens nach Trump fällt dieses Symbol der Freiheit langsam aber sicher in die Hände der brutalsten Diktatur der Menschheitsgeschichte. Europas Existenz wird sich an der Frage entscheiden, ob es die Ukraine zu einem Siegfrieden über Russland führt und sich gleichzeitig aufrüstet, oder ob Putin sich traut, einem durch Frier- und Hungerwinter zerrütteten Europa die Entscheidungsschlacht anzubieten, die um den Zugang nach Königsberg.

Osteuropa ist im vergeblichen Nationenbildungs-Prozess steckengeblieben

Während sich in Westeuropa durch die Kriege von 1914 bis 1945 ein Bewusstsein für demokratische Überstaatlichkeit als Friedensstifter entwickelt hat, ist der osteuropäische Nationenbildungs-Prozess jahrhundertelang vom imperialen Russland unterdrückt worden.

 

Zarenimperium, Russische Revolution, Stalinismus und Sowjetherrschaft haben bis 1990 wie eine Lehmdecke über Osteuropa gelegen, die eroberten Regionen wurden russifiziert und jeder Widerstand mit Mord, Verhaftungen, Straflagern und Verbannung gebrochen, unter der kommunistischen Zwangswirtschaft verhungerten Millionen. Die demgegenüber kurze sechsjährige deutsche Eroberung zwischen 1939 und 45 wurde von vielen sogar als Befreiung vom Sowjetjoch empfunden, weshalb der Faschismus bis heute von einigen als Mittel zur Nationenwerdung missverstanden wird.

Als die Sowjetunion auseinanderbrach, ein Loch in der Zeit, flüchteten sich die osteuropäischen Nationen zügig unter den Schutz von NATO und EU, bilden dort aber bisher eine politisch rückständige Gruppe mit antidemokratischen, erzkonservativen, rassistischen und nationalistischen Grundzügen. Der Zerfall Jugoslawiens mit seinen blutigen Bürgerkriegen und ethnischen Säuberungen konnte durch das Eingreifen der NATO aufgehalten und eingefroren werden, die demokratische, rechtsstaatliche und wirtschaftliche Rückständigkeit der Balkanregion wird aber noch lange andauern.

Russland ist nach seiner anarchischen Privatisierungsorgie von Putins Geheimdiensten neu formiert und totalitär konsolidiert worden und hat damit begonnen, die glorreiche russische Vergangenheit zur Einigungsgrundlage zu verklären und den amerikanischen Imperialismus im Orient und in Afrika anzugreifen. Nun sind die letzten verbliebenen Nicht-NATO-Osteuropastaaten dran.

Putin hat mit seinem Überfall auf die Ukraine nur bestätigt, was die NATO-Osterweiterung antizipiert hat. Die ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten haben frühzeitig in freier Souveränität entschieden, sich vor russischem Einfluss zu schützen. Niemand wird Russland angreifen, aber einhegen muss man es, aufgrund seiner Größe will es groß sein. Russland wird ganz sicher so weitermachen. Nicht in fünf oder zehn, aber ganz sicher in 50 oder 100 Jahren. Sie werden die russischen Minderheiten in den Grenzstaaten aufhetzen, um einen Durchmarsch nach Kaliningrad zu begründen. Dagegen hilft dann vielleicht nur ein erzwungener Bevölkerungsaustausch.

Wir sind jetzt im Krieg, kein Zweifel. Es ist ein Churchill-Moment. Die oder wir. Das Minsker Abkommen war wie das Münchner Abkommen ein Appeasement auf Kosten der Eroberten. Hitler hat die Sudetendeutschen dafür benutzt, Putin seine Russen. Die Ukraine hatte jedes Recht, die russischen Separatisten niederzukämpfen. Aber nun ist für jeden klar, das Russland die Ukraine vollständig räumen muss, vorher darf es keinen Frieden geben. Durch die Einigkeit und die militärische und wirtschaftliche Überlegenheit des Westens ist Russland isoliert und kann auch mit einer Mobilmachung von Millionen Rekruten nicht mehr verhindern, dass sein Blutzoll zu hoch wird. Russische Soldaten sind Helden der Landesverteidigung, für einen Angriffskrieg fehlt ihnen auf Dauer die Motivation

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